Hallo zusammen,
Oliver hat das angesprochen...
erstellt von OMendl am 21.02.2015, 20:07 Uhr
[...]
Mit den auseinandergerissenen Click & Go Sets ist es doch dasselbe - die sind im Netz so billig, das man - sofern man MwSt zahlen muss, doch überhaupt keinen Gedanken mehr an den Fachhandel verschwenden muss.
[...]
... das verwurstet zwei Dinge miteinander und ich weiß bei beidem nicht, warum sich das so hält und immer wieder auftaucht.
Zum einen hat das nichts mit "MwSt zahlen" zu tun. Eigentlich heißt der Geist Umsatzsteuer und fällt prinzipiell
immer an. Das
Weglassen bei der Abrechnung von Leistungen unter gewerbliche Kunden bedeutet gleichzeitig auch eine Übertragung der Zahlungsverpflichtung auf den Empfänger.
Auch der gewerbliche Käufer kann zum Endkunden werden und damit steuerpflichtig. Das vergessen viele, schauen nur auf den Nettobetrag beim Kauf und bei Steuer-Nachzahlungspflichten sind sie dann völlig überrascht, dabei ist das im Steuerrecht eine der noch einfachen Sachen.
Brutto und Netto muss(!) man unterscheiden können.
Einfach ausgedrückt wird aus 'Netto' immer dann in meinen Büchern 'Brutto', wenn ich eine Leistung nicht weiterberechne. Wenn ich dem letzten Verkäufer die USt nicht gezahlt habe, muss ich sie bei Selbstnutzung dann eben selbst abführen.
Klartext: der Handwerker, der laut Rechnung umsatzsteuerbefreit für 75 Euro eine Maschine kauft, sie dann aber selbst nutzt, zahlt unter'm Strich 89,25 Euro.
@Christiank: Dein Satz "
[...]Die Mehrwertsteuer darf man natürlich nicht vergessen, aber die können Firmen absetzen, ich privat muss sie zahlen... [...]" stimmt nicht - Erklärung siehe oben. Firmen können sie nicht absetzen, im Gegenteil: sie übernehmen beim Nettokauf die Verpflichtung sie später selbst abzuführen, falls nötig.
Was Du meinst ist vermutlich: wenn ich als Firma eine Rechnung bezahle, auf der USt (MWSt) als enthalten ausgewiesen wird, habe ich die dann bereits geleistet und darf meine Umsatzsteuerschuld um diesen Betrag vermindern.
Zum anderen:Ein Händler, der Sets, Aktionspakete o.ä. zerlegt, kann die Bestandteile doch nicht noch billiger anbieten als sie in der Summe sind. Wenn er seine Existenz erhalten will, muss er durch das Schlachten der größeren Einheiten einen Mehrverdienst erzielen. Richtig?
Er muss wenigstens das Minimum an Arbeitszeit und sonstigen Aufwendungen für das Umpacken, die Verkaufsbemühungen, Verwaltungsaufwand, anteilige Kosten am Webshop oder Verkaufsprovisionen, Steuern und Abgaben, etc., ... auch wieder reinbekommen. Alles andere wäre aktive Geldvernichtung, richtig?
Wenn nun aber die Summe der einzelnen Verkaufspreise höher ist als der Preis im Set, dann bezahlen wir doch bei den Zerlegern eigentlich immer zu viel. Auch richtig?
Ich finde das jedenfalls absolut logisch und die Preise der Zerleger bestätigen das auch.
Auch wenn wir hier Preise sonst meiden, will ich es mit aktuellen Preisen als Beispiel mal so ausdrücken:
- Set 'X' enthält Maschine, 2x Akku, Ladegerät, 1/2 Maschinen- und 1/2 Zubehöreinlage, einen Anschlag, eine L-Boxx und ein Zubehör-Set. Der Straßenpreis des Sets liegt bei 258 Euro.
- Der Schlachter hat das Set 'X' zerlegt und bietet an: Maschine 75 Euro (neutral ohne Einlage), 2x Akku je 67 Euro, Ladegerät für 49 Euro, den Anschlag für 12 Euro, das Zubehör für 19 Euro und die L-Boxx mit beiden Einlagen für 42 Euro. Klingt einzeln alles echt günstig, macht zusammen aber fette 331 Euro.
- Der Händler vor Ort will für das komplette Set 339 Euro und lässt sich zähneknirschend am Ende auf 299 ein, liegt also sage und schreibe 32 Euro
unter dem Zerleger. Der lokale Händler jammert aber lieber als das zu seinem Vorteil zu nutzen.
Selbst wenn ich auf dem Standpunkt stehe, dass ich keine L-Boxx brauche, kein Ladegerät und das Zubehör erst recht nicht, dann habe ich beim Schlachter im Internet für Maschine, Akkus und Anschlag auch schon 221 Euro weg. Die sind ja auch nicht blöd und wollen nur mit den beliebteren Artikeln bereits schwarze Zahlen sehen.
- Rechnung Variante A: da ich ein bereits vorher gekauftes Ladegerät, Werkzeugkiste/-tasche und Zubehör anteilig mitnutze (pauschal für alles mal 25 Euro), lande ich mit den 221 Euro beim Schlachter
rechnerisch am Ende auch nur 12-13 Euro unter dem Online-Preis des kompletten Sets. Dann kann ich auch gleich das komplette Set kaufen, nicht benötigte Teile verhökern und spare am Ende noch mehr.
- Rechnung Variante B: Ich kaufe das komplette Set beim lokalen Händler. L-Boxx, Ladegerät und das Zubehör werde ich recht zuverlässig für 60 Euro im Onlineauktionshaus los. Provisionsbereinigt ist der lokale Händler dann bei Kauf eines ganzen Sets nur noch 25-30 Euro teurer als wenn ich nur die wenigen nötigen Teile vom Schlachter hole!
Dafür komme ich aber zukünftig auch spontan, mit freundlicherem Service und ggf. auch etwas günstiger als sonst vor Ort und oft ohne tagelanges Warten an Werkzeug, Zubehör oder Ersatzteile.
Es erschließt sich mir nicht, warum so viele Leute es schaffen, die kompliziertesten Handyverträge auszurechnen und dann hier ganz offensichtlich scheitern. Sie richten sich nach dem erstbesten Einzelpreis und übersehen die Gesamtkosten aller Käufe des selben Zusammenhangs. Seltsam, oder?
Auch als Firma: für ein Set 75 Euro mehr auszugeben als nur für Maschine und notwendigstes Zubehör, kostet in der Tat Geld. Dafür aber Ersatzakkus oder Lader zu haben, wenn einer plötzlich die Grätsche macht und einsatzfähig zu bleiben, kann mitunter ein fast unbezahlbarer Vorteil sein.
Bei mehreren Sets Überbestände weiterzuverkaufen, um Reservemaschinen zu finanzieren, ist aktive Risikovorsorge bei überschaubarem Aufwand. Alternativ kann man mit dem gleichen Ziel auch lokale Händler vom Zerlegen überzeugen (Akkus/Lader gegen weiteres Gerät - fair abgemacht, haben beide was davon).
Wieso also behaupten so viele unserer lokalen Händler, sie wären sowas von hilflos und könnten gegen das 'böse Internet' nicht an?
Ein erschreckend großer Teil davon ist meiner bescheidenen Ansicht nach einfach nur zu bequem oder manchmal auch schlicht unfähig, den Kunden fachlich
und kaufmännisch kompetent zu begegnen.
Vielen fehlt auch längst die 'Spezialität' = das Unterscheidungsmerkmal. Wer nicht erkennbar mehr bietet als der Computerhändler mit angeschlossenem Werkzeugversand, dem bringt der Kunde auch keine höhere Zahlungsbereitschaft entgegen.
Kein praxisorientiertes Produktwissen? Zonk!
Nichts zum Anfassen verfügbar? Zonk!
Über 12 Monate alte 'Neuheiten' unbekannt? Zonk!
Keine Werkstatt, schickt selbst auch nur ein? Zonk!
Auch wenn es traurig ist, aber die meisten von denen, die am lautesten jammern, sind sich selbst der größte Feind, nicht irgendwelche Aktionen oder Zerleger. Man bekommt doch im Leben eigentlich immer das, was man erwartet und nicht selten auch genau das, was man verdient. Und es ist noch lange nicht immer eine Frage der Größe.
😉Gruß
Nn
P.S. Es gibt auch noch
Rechnung Variante C:
Beim entfernten Fachhandel mit Webshop online kaufen, weil der örtliche Händler nicht wirklich aus dem Käse und auch nicht in die Puschen kommt. Den gesparten Betrag dann vollständig einer gemeinnützigen sozialen Einrichtung am Ort zukommen lassen und dem oben genannten Händler stolz die Spendenbescheinigung zeigen. Die Spende dann steuerlich geltend machen und die fleischgewordene Steuerersparnis im kommenden Sommer auf den eigenen Grill legen.
Ihr könnt Euch vorstellen, wie das bei einer Preisdifferenz von rund 400 Euro ankommt.
Seitdem wirkt der lokale Händler auch irgendwie etwas zugänglicher...^^
Wer für etwas immer nur den niedrigsten Preis zu zahlen bereit ist, sollte höchstpersönlich mindestens drei Jahre lang ganz exakt dort und zu den da üblichen Bedingungen arbeiten müssen, wo es herkommt. MF