Halt Stop, @higw65, da hast Du mich missverstanden.
Das war doch gar kein Vergleich mit dem GGW.
Ich habe das Teil vor Jahren mal mitbenutzt und weiß... ein Rundlauf, da wird einem warm ums Herz, analog gefühlvolles Gasgeben, wenig Kunststoff, handlich und doch massiv.
Schau bitte nochmal hin, es ging mir eigentlich darum, dass man bei vielem heute leider die Billiglösung favorisiert und zum Standard macht (so z.B. bei diesem Setzwerkzeug) - es also analog dazu dann ja wohl kein Problem sein kann (genau hierin liegt der ironische Kern), Gewinde mit dem Akkuschrauber zu schneiden.
Wenn ich dafür also metrisches Gewinde mit dem Bohrfutter klemmen soll, dann kann das Gewindeschneiden damit auch nicht so wild sein ...
Das war, wie gesagt, mit Ironie gewürzt. Deshalb, weil immer mehr langjährig gewachsene Erfahrung und daraus entstandene pfiffige Entwicklungen auf dem Kostenaltar geopfert und durch Lösungen mit dem Prädikat 'sieht doch fast genauso aus' ersetzt werden. Oder weil mit Eile und Hektik die "Quick, Cheap & Dirty"-Lösung benutzt wird. Für unsere Maßstäbe natürlich Pfusch, Einweg- und Wegwerf-Mentalität, hin und wieder an der Grenze zum Kundenbetrug, nicht immer wirklich tolerierbar, heute aber leider allzu oft traurige Realität.
Stricken wir doch mal aus Spaß an der Freud' mal ein Beispiel, wie es mit dem GGW möglicherweise von damals gewesen bis demnächst sein könnte (fiktiv!):
- 1968 bietet Bosch seinen Industriekunden den ersten handgeführten teilautomatischen Gewindeschneider
- 1978 entwickelt ein gewisser Herr Wolf in Kempenich einen Gewindeschneidvorsatz für den 43mm Euro-Hals mit Untersetzung und reversierendem Tiefenanschlag, den man dank drehbarem 45°-Flansch von 0 bis 90° schwenken kann.
- 1986 präsentiert der Herr Zapf in Niersbach in der Eifel ein Minimot FGW, das von M1 bis M4 Innen- und Außengewinde mit vorwählbarer Tiefe bis zu 25mm schneidet.
- 1999 gräbt jemand bei Bosch die alten Pläne aus den 60ern aus, kann aber bei der Y2k Prüfung nicht rechtzeitig nachweisen, dass das Zweibackenfutter auch nach dem 01.01.2000 wie vorgesehen funktionieren wird.
- 2001 erinnert er sich wieder daran, überzeugt die Entscheider und macht sich an den Relaunch
- 2003, gerade noch rechtzeitig vor den letzten Krisenjahren wird man fertig und hat den GGW ab 2004 im regulären LineUp.
- 2010 und auch 2011 sind die produktbezogenen Kosten bis zu viermal höher als die Erlöse aus Verkäufen, was dazu führt, dass die Modellpflege auf Eis gelegt und die Produktion kompletter Einheiten 2012 gestoppt wird.
- 2014 bringt Bosch völlig neuartige Gewindeschneider von M3 bis M14 auf den Markt, die uneingeschränkt akkuschraubertauglich sind. Diese haben als wichtigstes Merkmal nun einen dreiseitig abgeflachten Schaft sowie eine Flex- und Torsionszone, die einem Abbrechen wirksam entgegenwirkt. Auf der gleichen Schafttechnik basieren auch die neuen Rollenfutter-Vorsätze für Stehbolzen. Es wird also kein GGW mehr benötigt und die Kunden haben preiswerter Zugang zur nötigen Technik. Ergänzend kommen im Handwerkzeugbereich Windeisen auf den Markt, die dreiseitig klemmen.
- 2015 In Verbindung mit dem Tiefenmesser des neuen Funk-Handgriffs können alle Akku- und Netz-GSR und -GSB der neuen 3er-Serie ganz automatisch stoppen oder umkehren. Per Bluetooth lassen sich dann auch die Arbeitsvorgänge protokollieren, z.B. zum Nachweis der erforderlichen Schneid-, Bohr- oder Einschraubtiefen bei baurechtlichen oder anderen Vorgaben.
- 2017 die Handgriffe sind endlich im Handel verfügbar.
🙂
Wer für etwas immer nur den niedrigsten Preis zu zahlen bereit ist, sollte höchstpersönlich mindestens drei Jahre lang ganz exakt dort und zu den da üblichen Bedingungen arbeiten müssen, wo es herkommt. MF