Hallo Günter,
bitte vorerst mal keine Saugergehäusezudrückversuche und keine Tuschierungen vornehmen. Wäre der Filter nicht richtig drin, merkt man das eigentlich beim Schließen des Filterfachs. Wäre der Bottich nicht richtig geschlossen, kann man nicht alle Verschlüsse zumachen. Andere Undichtigkeiten des Behälters oder der Motoreinheit wären für gewöhnlich deutlich zu hören...
Alle Flachfaltenfilter (Zellulose-, PES- und PFTE-Filter) sind uneingeschränkt für das AFC geeignet, sie sind genau dafür vorgesehen.
Woran machst Du denn eigentlich fest, dass der Flachfaltenfilter zu ist?
Mangelnde Saugwirkung liegt nicht immer nur am Filter. Andere Ursachen können bewirken, dass der Filter nicht richtig abgerüttelt werden kann, der Filter ist dann eher das Opfer als die Ursache.
Dein Sauger hat aus genau diesem Grund eine Volumenstromüberwachung.
Er hätte sich, falls nicht genug Durchsatz da ist, lautstark bemerkbar gemacht.
Das war aber gar nicht der Fall, Du hast jedenfalls nichts dergleichen erwähnt.
Wie Du in Deiner Bedienungsanleitung (war glaube ich S12-13) finden kannst, wird beim normalen Saugen (ohne die Start-Stop-Funktion der integrierten Steckdose zu nutzen) auf ein werksseitig festgelegtes Minimum an Volumen überwacht. Sinkt das unter den Schwellenwert, gibt es Alarm. Die Empfindlichkeit ist aber eher auf normale Saugtätigkeit abgestimmt, nicht unbedingt zum Absaugen von Maschinen.
Nutzt Du dagegen die eingebaute Steckdose (und das solltest Du), ändern sich die Bedingungen etwas.
Denn dann richtet sich der Alarm nach der Einstellung des Volumenstrom-Reglers an der Front in Verbindung mit dem Leistungssteller. Den Volumenstrom-Knopf musst Du auf den benutzten Schlauchdurchmesser einstellen. Bei der Erika dürfte das ja wohl ein 35mm-Schlauch sein, also heißt das 'Volldampf' (irgendwas knapp an die 60). Die Leistung des Saugers wird am zweiten Knopf auf der Front eingestellt - hier wähle, wenn wir gerade schon Saugkraftprobleme klären wollen, vorläufig mal das Maximum.
Sobald der Volumenstrom zu sehr absinkt (Luftstrom behindert oder Filter zu), sind Saugwirkung und auch die Wirkung des AFC gefährdet und Dein Sauger meldet sich.
Aus dem Grund solltest Du die Erika an der integrierten Steckdose betreiben.
Zum Verständnis der Filterabrüttelung:Die automatische Filterreinkigung dieser Sauger basiert auf einer kurzfristigen und vor allem schlagartigen Umleitung und Umkehrung der Luftrichtung innerhalb des Saugers. Die Druckwelle in Gegenrichtung wirft einen guten Teil des Drecks in Richtung des Bottichs ab. Sie wirkt auf die gesamte Fläche zugleich und nicht nur punktuell, wie bei der händischen Reinigung mit Druckluft - die feinen Luftkanäle bleiben also viel länger intakt.
Wichtig:
Die Filterabrüttelung lebt davon, dass genug Luft in den Sauger einströmt. Je mehr, umso stärker kann sie wirken. Wenn Dein Filter also dauerhaft nicht richtig abgerüttelt werden kann, bekommt der Sauger möglicherweise zu wenig Luft! Daher auch die Empfehlung, die Schläuche vom Kopf abzuwickeln... jede Krümmung bremst.
Aus dem Grund hat die dem Bosch-Sauger beiliegende Werkzeugmuffe auch diese Falschluftöffnung.
Falschluft ist 'Richtigluft', wenn Werkzeuge einen zu kleinen Auslass haben oder man mit kleinen Schläuchen arbeitet. Dann öffnet man dort, um dem Sauger genug Luft zuzuführen, denn nur mit genug Volumenstrom stimmen Saugwirkung, Kühlung und Abrüttelung.
Zum (F)Lachfaltenfilter:
Ein Flachfaltenfilter ist nicht immer in dem Maß zu, wie es uns unsere Augen melden. Es ist wie beim Auto: die Viecher sind auch mit mächtig Dreck beladen noch erstaunlich durchlässig. Du hast möglicherweise bereits gereinigt, als es noch nicht nötig war und das dann auch noch übergründlich.
Womit man einen Flachfaltenfilter nachhaltig (negativ) beeindrucken kann, dass sind starke Druckluft, jede Art mechanischer Berührung und mitunter auch festes Ausklopfen.
Selbst von der sauberen Seite her kann 'gründliches' Durchpusten mit Druckluft die Struktur im Filter nachteilig verändern, festes Klopfen kann je nach Membranaufbau feinsten Staub in den Poren festsetzen und Absaugen bringt es oft mit sich, dass man mit dem Saugrohr/Krümmer/Bürstenaufsatz über die Membran des Flachfaltenfilters streicht... davon wird der alles andere, nur nicht mehr besser.
Die PES und PTFE-Filter lassen sich abspülen. Dann aber unbedingt nur mit klarem Wasser, denn die Oberflächenspannung des Wassers wird dringend benötigt. Und danach müssen die auch erst einmal komplett durchtrocknen. Wer's da zu eilig hat, kommt nicht weit.
Ich hoffe, Dein Filter ist noch weitgehend okay, immerhin hat der Sauger noch nicht lautstark um Hilfe gerufen.
Trotzdem könnte ein zweiter neuer Filter zum Vergleich mit dem frisch gereinigten aktuellen sehr nützlich sein.
Weiter zur Fehlersuche...
Wenn der Sauger nicht alarmiert, die Saugkraft aber dennoch nicht reicht, sind Strecke und Aufbau der Absaugung mal zu checken. Die Erika sollte dazu an der integrierten Steckdose betrieben werden, die Einstellungen an der Saugerfront sind zu prüfen, damit die Volumenstromkontrolle richtig auswerten kann.
Dazu bei laufendem Sauger den Schlauch zuerst an der Erika abnehmen und auf das Turbinengeräusch achten. Sinkt die Drehzahl deutlich, dann auf jeden Fall die komplette Luftführung der Erika prüfen, quasi ab Sägeblatt beide Wege (Kasten und Haube).
Sinkt die Drehzahl nur moderat, den Schlauch am Bottich mal abnehmen. Ändert sich das Geräusch bzw. die Turbinendrehzahl jetzt deutlich, ist im Schlauch zu suchen, ändert sich dagegen nur wenig, lohnt es sich, unbedingt auch mal in den Einlasskrümmer am Bottich zu schauen.
Es kommt schon mal vor, dass sich etwas im Kasten der TKS vor die Öffnung wirft. Das behindert dann die Absaugung nicht so sehr, aber dennoch ausreichend, damit nicht alles im Sauger landet.
Gleiches kann im Schlauch passieren.
Und auch im Einlasskrümmer im Werkstattsauger, der verhindern soll, dass Brocken im Beutel/Behälter zu hart einschlagen, kann ein kleiner Streifen Holz in der Kurve steckenbleiben und den Verkehr behindern... alles schon gehabt.
Es ist vorstellbar, dass so ein Hindernis den Volumenstrom-Alarm gerade noch nicht auslöst, aber bei Dir mit Deiner Gerätekombination schon dafür sorgt, dass die Absaugung ineffektiv wird. Zum Beispiel dadurch, dass an der Spanhaube nicht mehr genug Unterdruck anliegt, um alles erfolgreich einzufangen.
Apropos Spanhaube... moment mal, mir fällt da gerade was ein:
Hast Du an Deiner Erika noch den originalen kurzen 90°-Abzweig für die Spanhaube oder wurde der eventuell mal durch einen 45°-HT-Abzweig ersetzt?
Es gab mal den Tipp, dass die Spanhaube besser zieht, wenn man sie mit 45° statt 90° einleitet... nur haben einzelne den Ausgang der Erika (n.m.E. Muffe) zum Anlass genommen, das 45°-Y-Stück mit seinem glatten Ende zur Maschine hin, also
gegen die Strömungsrichtung einzusetzen.
Selbst bei Heiko Rech habe ich das in seinem Holzwerkerblog mal entdeckt... moment, ... <-
hier der Link zum Blogpost ->. Auf dem Bild zu den verdeckten Schnitten sieht man es. Auch da müssen die Späne aus der Haube ganz scharf rechts abbiegen... optimal ist anders.
Man hat dann bei zu mutigem Vorschub und feinkrümeligem Material schon mal gerne das Problem, dass gerade der feinere Staub laaaange in der Luft hängt. Vor allem, wenn es keine Werkstatt-Absaugung ist, sondern ein mobiler Werkstattsauger.
Und kleine dünne fiese Streifen, die aus dem Sägeblattkasten an gesaugt werden, können sich wenige Zentimeter später in der Gabelung zur Spanhaube hin verhaken. Selbige verliert dabei spürbar an Saugkraft.
Nochmal, weil das meine heimliche Favoriten sind:
Ist die Absaugung der Spanhaube irgendwie beeinträchtigt, strömt aus dem Motorgehäuse möglicherweise noch immer so viel Luft, dass die Volumenstromkontrolle keinen Alarm gibt. Gleichzeitig fliegt aus der Spanhaube aber mehr oder weniger viel Holzmehl unkontrolliert in den Raum.
Ist die Luftführung irgendwie beeinträchtigt, kann das die Wirkung der Abrüttelung schwer beinträchtigen. Die Volumenstromkontrolle kann das rechtzeitig melden, wenn die integrierte Steckdose genutzt wird und die Einstellung am Steller/Regler richtig gewählt sind.
So, ich hoffe, Du hast jetzt erst mal wieder Beschäftigung...
... und wir finden heraus, wie wir die Feinstaubbelastung in Deiner Werkstatt wieder reduzieren können.
Gruß
Markus
Wer für etwas immer nur den niedrigsten Preis zu zahlen bereit ist, sollte höchstpersönlich mindestens drei Jahre lang ganz exakt dort und zu den da üblichen Bedingungen arbeiten müssen, wo es herkommt. MF