Langzeitbericht Bosch Gartengeräte / GRA 53Vorab:
- Ich bin Landschaftsgärtner, seit 2003 selbständig, bis 2017 mit mehreren Mitarbeitern am Hacken.
- Ich habe 2014 ca. 10 blaue Maschinen für die GmbH (u.a. Bau von Holzterrassen) und ab 2017 bis dato weitere 46 Maschinen für den privaten respektive beruflichen Einsatz gekauft. Im Fundus des Alt-Yetis befindet sich eine fast komplette Festo- / Festoolsammlung sowie alte Bosch (grün), Würth, Fein, Flex und Elu Maschinen.
Ich kann mich eigentlich über keine der Bosch-Maschinen beschweren - und ich habe lange Zeit mit den Festool meines alten Herren gearbeitet, kann also direkt vergleichen. Bin nur zu Bosch gewechselt, weil die Elu TGS zu schwer bzw. unhandlich war und mir 2010 oder 2011 die GCM 8 SJ über den Weg lief, von der ich schwer begeistert war. Daher habe ich ab 2014 sukzessive auf Bosch umgestellt.
Leider befinden sich unter den Maschinen auch drei Gartengeräte der blauen Serie: ein GRA 53, ein GFR 42 sowie eine GHE 70 R (plus ein grüner ALB 36).
Angeschafft wurden diese für den Garten meiner Eltern (u.a. ca. 900 qm Rasenfläche), da entweder kein Sprit vorhanden war, dem Rasenmäher Öl fehlte oder das Mistvieh (Mäher) nicht anspringen wollte.
GRA 53, gekauft 04/2017Referenzgeräte (falls ich die hier aufführen darf):
Sabo 52 K Vario B, Sabo 54 Pro K Vario B sowie ein uralter unkaputtbarer AS irgendwas
Ersteindruck 04/2017Positiv:
Mäher, Akkus und Ladegerät sauber verarbeitet. Von der Wertigkeit gleichauf mit anderen gewerblichen (Benzin-)Mähern. Akkus rasten mit einem satten Klick in den GRA ein. Die stufenlose Geschwindigkeitsregelung ist mittels Drehgriff wirklich gut gelungen. Geräuschpegel sehr angenehm. Die Bedienung ist "idiotensicher", Mähwerk und Antrieb schalten sauber zu.
Beim heutigen Testlauf wurden ca. 900 qm Rasen gemäht (Grashöhe ca. 8 cm, lückenhafter Rasen), die Akkus hatten nach dem Mähen noch jeweils 50%. Der Fangsack wird bis oben hin voll, dies bin ich sonst nur von den Sabos und den AS gewohnt! Mäh"feeling" ist top, Schnittbild ist soweit in Ordnung. Sehr leichtgängig und wendig - ich hab ihn teilweise (max. 20% der gesamten Zeit) geschoben, weil ich nicht wußte, ob die Akkus für die Fläche /Grashöhe reichen.
Negativ:
Der Grasfangsack schließt unten nicht gleichmäßig / bündig mit dem Chassis ab, dadurch könnte evtl. ein bißchen Schnittgut wieder herausfallen - darauf geachtet habe ich jedoch nicht.
Unter einem scharfen Messer verstehe ich etwas anderes. Ist aber für den Privatgebrauch ok.
Den Möbbl / Nubsi / roten Drehschalter für die 0 / Park / I -Position der Akkus finde ich persönlich in den beiden ersten Positionen zu lummelig. Außerdem besteht in der 0-Position die Gefahr, daß der Möbbl verloren geht (kann komplett herausgezogen werden). Auf einem ebenen Estrichboden hängt das rechte Vorderrad minimal in der Luft - macht sich beim Mähen zwar garantiert nicht bemerkbar, sollte aber bei dem Preis eigentlich nicht der Fall sein sein. Ist aber alles Gejammer auf hohem Niveau.
Neutral:
Preislich kein Schnäppchen, es sei denn, Akkus und Mäher halten so lange wie die Benzingeräte. Wird sich zeigen.
Fazit:
Bin bislang sehr zufrieden, der Kauf war die richtige Entscheidung. Kleine Schwächen, die aber nicht so sehr ins Gewicht fallen - und wenn sich einer mit Gewicht auskennt, dann ich
🙂Update 06/2017 (9 Mähgänge)GRA zieht nicht mehr richtig. Anfangs mußte ich im Hasengang mit meinen kurzen Yeti-Stampferchen zügig hinterherlaufen, nun schon wesentlich gemächlicher – oder sind meine Beinchen noch gewachsen? Antrieb funzt zwar, hab aber irgendwie den Eindruck, daß er nicht mehr so kräftig ist wie zu Beginn. Eventuell ist der GRA gedanklich schon im Urlaub und nicht mehr so konzentriert bei der Arbeit.
Update 07/2017- Die Vorderachse hat auf der gesamten Breite bis zum Rad Spiel. Naja, heutzutage sieht man ja alles etwas lockerer, wir leben ja nicht mehr in den Fünfzigern...
- Der rote Möbbl / Nubsi / Drehschalter zur Akku-Arretierung läßt sich nur unter Gewaltanwendung plus vorgehaltener Waffe sowie beständigem Fluchen drehen
- Der Radantrieb funzt nicht immer / Aussetzer (nicht reproduzierbar). Ich glaube, der GRA möchte mir etwas Gutes tun und mich zu mehr Bewegung zwingen. Bin ihm ganz offensichtlich zu fett. Frechheit.
- Es bedarf manchmal mehrerer Startversuche, bis der GRA sich bequemt anzuspringen (nicht reproduzierbar). Ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl hinsichtlich meiner Figur?
- Aus dem Fangkorb wird beim Mähen relativ viel Schnittgut herausgeblasen. Muß so sein, warum sonst sollte man den Rasen vertikutieren? Ohne Schnittgut verfilzt der Rasen doch nicht ordentlich! Siehe oben. Bin zu fett, mehr Bewegung, etc etc.
- Der Fangkorb fällt gerne mal auseinander (war bei den ebenfalls gesteckten Sabo-Fangkörben nie der Fall). Gehört so. Das wiederholte Zusammenstecken fördert das räumliche Vorstellungsvermögen, verhindert also, daß ich komplett verblöde.
- Mit einer Spachtel mit runden (!) Ecken, die seit Jahrzehnten zur Säuberung der Chassis von Toro-/Sabo-/AS-Mähern eingesetzt wird, schafft man es, beim GRA Späne vom Alu-Chassis abzuheben. Hab ich in über 30 Jahren bei keinem (Alu-)Chassis-Mäher hinbekommen. Aber wahrscheinlich hab ich durch die dauernde GRA-Schieberei solche Oberarmmuskeln bekommen, daß dieser Vorgang auf mein unbeholfenes Hulk-Dasein zurückzuführen ist
- Das Schnittergebnis wird immer lausiger. Ständig bleiben Halme stehen, so daß man den Rasen eher 1,5 Mal mähen muß. Siehe oben. Bewegung...
- Laut Sabo-Vertreter (Bosch liefert ja u.a. die GRA an Sabo, wo sie unter eigenem Label vertrieben werden) verbaut Sabo andere Messer als Bosch. Ich weiß warum... frei nach Kerkeling: Schäbigkeit kennt keine Grenzen...
Update Ende 2017/Anfang 2018Es gibt eine Rückrufaktion seitens Bosch für den GRA. Bekomme zweimal einen Karton für den GRA 48 zugeschickt. Ja, wat nich passt, wird passend gemacht, zur Not muß halt ein 53er in ein 48er Karton, zerlege daher den Mäher großzügig, damit er irgendwie reinpaßt.
Finde die Rechnung in den Unterlagen meiner Eltern nicht. Lege trotzdem einen Zettel bzgl. Start-/Antriebsproblem, hakeligem Möbbl und Achsspiel bei (ohne große Hoffnungen zu hegen).
Rasenmäher kommt wieder zurück. Die komplette Lenkstange ist verkehrt herum zusammengebaut... Egal. Möbbl hakt nicht mehr, Achsspiel behoben, der Rest (verständlicherweise) nicht. Mähe probeweise ein paar qm, Achsspiel wieder komplett vorhanden. Was soll`s. Sich immer in den enggesteckten Bahnen des Lebens zu bewegen, kann man auch keiner Achse zumuten. Freiheit für Achsi!
Update Sommer 2018/2019Der GRA entwickelt sich zum Schiebemäher. Verweigert ständig den Startvorgang, wenn er sich dann erbarmt, zeigt der Antrieb seine hedonistischen Züge und verweigert sich seinem Arbeitsauftrag. Nicht immer, aber immer öfter. Ab und zu schiebe ich ihn dann halt über die 900 qm. Träume nachts davon, wie ich das Drecksvieh unter irrem Gelächter mit einem 5kg Vorschlaghammer bearbeite...
Zur Winterpause verdränge ich den Gedanken an den -von mir mittlerweile „Kackesel“ getauften- zickigen GRA. Im Februar 2019 wache ich eines Nachts schweißgebadet auf, da mir die baldige Mähsaison einfällt. Ich verdonnere am nächsten Tag meine Eltern dazu, nicht eher zu essen, zu schlafen oder aufs Klo zu gehen, bis die verdammte Rechnung wieder auftaucht. Und siehe da, ein Wunder geschah, Gott sandte einen Engel mit einer Schriftrolle... So oder so ähnlich, egal die Rechnung ist plötzlich wieder da.
Also umgehende Kontaktaufnahme zum Bosch-Service. Bereits bekannte Fehlerbeschreibung, etc etc.. Ich bekomme einen Karton für einen GRA 48 zugeschickt. Egal, ich bin ein echter Kerl und mittlerweile geübt darin, den 53er in einen zu kleinen Karton zu stopfen. Bei der Abholung wird mein Vater vom Speditionsfahrer zur Sau gemacht, er solle nächstens vorher angeben, daß die Straße offiziell nur von 3,5 Tonnern befahren werden darf.... Muß mal meinen alten Herren fragen, was man als bundesweit tätiger Speditionskoordinator so verdient...
Am 02.04.2019 erreicht der „reparierte“ GRA wieder seinen Einsatzort im elterlichen Garten. Beim Zusammenbau fällt mir als erstes auf, daß sich an dem Achsspiel nichts geändert hat, sondern zusätzlich die Aufnahme der Mähhöhenverstellung rechts und links am Chassis anschlägt.
Naja, bin ja Kummer gewohnt. Früher hieß es „die Frauen und der Suff, die reib`n die Menschheit uff.“ Heutzutage reicht die blaue Gartenabteilung. Ergo fange ich einfach mal an zu mähen. Ziemlich genau 10 Meter. Dann gab es denn ersten Antriebsaussetzer. Bei dem es nicht bleibt...
Zu meiner Freude stelle ich anschließend fest, daß eines meiner AL 36100 auf den Null-Bock-Zug des GRA aufgesprungen ist und sich weigert, nach nicht einmal 60 Ladevorgängen weiterhin Akkus zu laden. Macht ja nix, kostet ja nur `n Appel und `n Ei, dat Dingens. Man soll sein Herz ja nicht zu sehr an materielle Dinge hängen.
GHE 70 R und GFR 42Beide jeweils weniger als 10 Betriebsstunden. Hegen ganz offensichtlich extreme (rassistisch motivierte?) Vorbehalte gegen die normalen 36V-Werkzeug-Akkus. Ist ja auch ein Unding von mir, nicht die schweren, reinrassigen Gartenakkus zu verwenden. Da muß ich auch einfach Verständnis zeigen, daß der Startvorgang öfter mal total verweigert wird und sich NICHTS rührt. Habe beim abendlichen gemütlichen Beisammensein der GHE und dem GFR Schulungsvideos über Toleranz am Arbeitsplatz gezeigt. Hat nix geholfen.
ALB 36 (grün)Macht was er soll. Ohne Zickenkrieg, wie die dauermenstruierenden blauen Schönheiten. Einfach top.
Fazit zu der blauen Gartenabteilung:Komplett überteuerter Kernschrott. Hatte damals entgegen meinem (beachtlichen) Bauchgefühl nicht in Waiblingen eingekauft, weil ich
a) die Akku-Kompetenz eher bei Bosch sah (trotz Werksbesuchs bei den orange-weißen) und
b) ja nur gute Erfahrungen mit den blauen Werkzeugen gemacht hatte.
Zu den bei Bosch aufgerufenen Preisen kauft man besser bei Firmen, die etwas von Gartengeräten verstehen und eine Produktpalette haben, die den Namen auch verdient. Nur weil es in England viel regnet und der Rasen schön wächst, können die Engländer noch lange keine Gartengeräte bauen. Nicht umsonst schneiden die Briten schon bei Asterix & Obelix den Rasen mit der Nagelschere. Was im Vergleich zum GRA auch definitiv die bessere, günstigere und nervenschonendere Alternative ist.
Was Bosch -zumindest bei mir- produktmäßig im Gartenbereich abgeliefert hat, spottet jeder Beschreibung. Sollte jemals die oft beschworene Zombie-Apokalypse herannahen, hoffe ich, daß Robert Bosch sich mit aus dem Grab erhebt und die Verantwortlichen mit einer orange-weißen Akku-Motorsäge zu feinen Gesichtswurst-Scheibchen verarbeitet – eine blaue Akku MS gibt es ja schließlich nicht. Was garantiert die beste Entscheidung im blauen Gartenuniversum war. Offiziell gilt ja auch bei Bosch der Nachhaltigkeitsgedanke, da wäre weiterer blauer Gartenschrott kontraproduktiv.
Wessen Leben jedoch viel zu langweilig und ohne jeglichen Ärger verläuft bzw. wer unbedingt ca. 3.000 € für drei Schrottwerkzeuge mit Akkus und kurzlebigen Ladegeräten ausgeben möchte, weil mittlerweile sogar schon im Wohnzimmer dutzendfach goldene Wasserhähne die Wände zieren und die 100-Euro-Scheine beim Abwischvorgang einen rauhen Po hinterlassen, der möge bei den blauen Gartengeräten sein Geld verbrennen.