Sorry, dass es solange gedauert hat, aber hier ist mein Testbericht:
Lieferung: Keine Beanstandung, Das Päckchen wurde gut geschnürt per DHL Express geliefert. Leider konnte es dadurch nicht hinterlegt werden und ich musste durch halb Berlin fahren um es im Lager abzuholen. Letztlich aber egal, das war es auf jeden Fall wert.
Ausstattung: Nahezu komplett. Hier gibt’s nichts, was es nicht gibt. ABER: Und hier kommt ein Kritikpunkt, der später nochmal zum Tragen kommt, was bedeuten die ganzen Abkürzungen auf den Zubehörpackungen? Ich tat mich schwer beim ersten Check die Anwendungsgebiete der einzelnen Werkzeuge zu entziffern. Was heißt BIM und RIFF? Die Bildchen waren auch alles andere als eindeutig. Man kann vielleicht erkennen, dass ein bestimmtes Werkzeug für Rollenware gedacht ist, aber was kommt nicht alles in Form einer Rolle auf den Bau? Hier kann man auch auf der Blisterverpackung noch etwas genauer sein.
Erster Eindruck: Schickes Gerät, liegt gut und der Hand, summt sanft und das Werkzeug vibriert so stark, dass es man es kaum wackeln sieht.
Toll, dachte ich mir, fetzt, jetzt habe ich mein Wunschwerkzeug. Mein Hucker stellte mir dann aber mal eine ganz entscheidende Frage: „Und wofür ist das jetzt gut?“ Man muss dazu wissen, dass mein Hucker ne lebende Abrißbirne ist. Gebt ihm ein Haus, einen Vorschlaghammer und 2 Wochen Zeit und ihr habt ne Menge Recycling. Nur, ich wusste auch nicht genau wofür ich das Teil brauchen kann. Ich hatte meine Vorstellungen, aber ob es dafür taugt, sollte das Gerät beweisen:
Die erste Bewährungsprobe: 2 m² alter Fliesenkleber an der Wand. Ihr wisst ja wie das ist, wenn es halten soll, zerbröselt es bei der ersten Berührung, wenn aber renoviert werden soll, hält der Kleber stärker als der Putz. Und so ein Problem hatte ich. Toll dachte ich, ran an den Speck! Aber jetzt kam es bereits zum ersten Problem, welches Werkzeug ist geeignet? Die Beschreibung ist spärlich. Infrage kamen eine Deltaschleifplatte mit Hartmetallbestückung oder ein Kreissegment mit Diamantrand. Die Schleifplatte tat sich schwerer als gedacht, weshalb ich das Kreissegment versucht habe, parallel zur Wand seitlich am sehr dicken Mörtelbett zu schaben. Das stellte sich als großer Fehler raus, denn somit habe ich kleine Teile der Bestückung verloren, denn der Schleifteller will immer von der Wand weg. Nicht weiter wild, denn wenn man mit diesem Segment in eine Fuge schneiden soll, fehlt mir das Stück nicht, nur mit richtiger Beschriftung hätte ich es vermutlich gar nicht erst probiert.
Also musste ich die Deltaschleifplatte nehmen und merkte bereits nach etwa 0,3 m² sehr starke Ermüdungserscheinungen im Arm. 2m² waren aussichtslos und ohne Tennisarm nicht zu schaffen. Mein Hucker lächelte nur milde, nahm den Boschhammer und schlug in derselben Zeit den Rest ab. Zwar nicht ganz so sauber wie ich, aber doch schnell genug um ein Abspachteln zu rechtfertigen.
Erste Erkenntnis: Das Werkzeug tut seinen Dienst sauber und ordentlich, aber es ist definitiv nicht geeignet um länger als 2 Stunden in der Hand gehalten zu werden.
Leicht ernüchtert kam kurze Zeit später der zweite Prüfstein: Alter Linoleumboden soll raus und Fliesen sollen verlegt werden. Der fetzige Kleber aus Erichzeiten, wer kennt ihn nicht. Mal klebt er noch fest, mal liegt er schon lose drunter. Toll dachte ich, da isn Werkzeug, was mir den Rest abkratzt. Dachte ich. Denn was bei 2m² Fliesenkleber zum Problem wird, gilt auch bei 30m². Nach kurzer Zeit entschloss ich mich, den Boden einfach mit Fliesenkleber einmal ab zu spachteln, nachdem ich mit einem Malerschaber richtig drüber gegangen war.
Langsam war ich etwas enttäuscht. So ein hübsches Teil , aber ich krieg auch kein Geld extra, wenn ich im Tütü auf die Baustelle komme, es muss was bringen!
Doch unverhofft kommt oft. Folgendes Szenario: Der Bauherr möchte, dass zwischen Wand und Wanne eine minimale Ablage geschaffen wird. 5cm - mehr nicht, gerade so viel, dass eine Schampoopulle steht und so wenig, dass an der anderen Stirnseite noch eine Waschmaschine hinpasst. Der Heizungsbauer macht es sich einfach, der nimmt eine 50mm Styrodurplatte und klebt sie einfach zwischen Wannenträger und Wand. Aber, Ihr ahnt es, in der Höhe ist er großzügig. So sehr, dass ich oben im Schnitt 2 cm Abschneiden muss, um eine Fliese bündig zur Wannenoberkante noch reinzukriegen. „Nu mach mal, olle Fliese! Schneids doch mehrfach ein und brösel den Dreck raus!“
Aber dann kam mir die Idee: Die GOP! Gesagt, getan, schmales Schneidwerkzeug auf 90° eingespannt und los ging es. Ergebnis perfekt. Die emaillierte Badewanne dröhnte zwar ordentlich, weil das Teil schonmal anschlug, aber die Oberfläche war super glatt und auch schön eben. (Kleiner Tipp bei der Nutzung. Für das Schneiden selbst braucht es keine Kraft, also viel lieber die Kraft für die Führung aufbringen. )
Letztlich hat es keine 2 Minuten gedauert und wäre auch ganz toll gewesen, wenn… ja wenn der Bauherr nicht plötzlich den Wannenabfluß auf der anderen Seite hätte haben wollen. Beim Umdrehen der Wanne konnte ich dann genau sehen, wo die GOP überall an die Wanne gekommen ist. Künstlerpech sagt man dazu. Aber dafür konnte die GOP nix. Hier hat sie das erste Mal ihren Wert gezeigt.
Und es dauerte nicht lange und die GOP kam wieder zum Einsatz. „In der Ecke gehen die Rohre rauf. Mach ein Ständerwerk drüber und zwar im 45° Winkel. Vergiß aber den Revisionsschacht nicht!“ Alles kein Zauberwerk, aber bei doppelter Beplankung ist das Rausschneiden einer Revisionsklappe eher Sch…arbeit. Wer ist da noch nicht mit dem Cutter abgerutscht?! Und für eine Stichsäge oder gar Feinsäge waren mir die Rohre dahinter viel zu nah am Ständerwerk. Problem? Lösung: GOP! Zunächst die Fläche komplett doppelt beplanken, danach den Schacht Anzeichnen.
Halbkreisfeinsäge eingespannt und mit einem roten Stift die Maximaltiefe im Halbkreis auf der Feinsäge markiert. Angesetzt und ruckzuck ist die Schachtöffnung drin. Schneller als es jede Stichsäge und jedes Cuttermesser hinbekommt! Und auch hier gilt: Kraft für den Vortrieb braucht es nicht, man kann sich komplett auf die Führung des Geräts konzentrieren.
Kurz darauf, die nächste Aufgabe: Eine dieser Zargen, die rundherum gehen, also auch eine Holzschwelle haben, soll noch provisorisch drin bleiben und die Tür festhalten. Aber ich muss auf der Schwelle Fliesen verlegen. Anders gesagt, der untere Teil muss raus, die Tür soll aber noch schließen. Auch hier kam mit etwas Fantasie die GOP zum Einsatz. Die Seitenteile werden mit Schlagdübeln befestigt und unten wird dann einfach mit der Feinsäge etwa 5 cm vom Boden die Schwelle freigelegt. Schnell, ohne großes Trara, nicht mal die Tür wurde ausgehängt.
Mittlerweile kam die GOP bestimmt 8-10 mal zum Einsatz zum Beispiel auch für das Wechseln einer beschädigten Fliese. Die Zeitersparnis ist wirklich super, wenn man die vielen kleinen Aktionen zusammenzählt, die allein auf einer Baustelle angefallen sind, kommt da schon einiges zusammen.
Kritik: Negativ: Schickes Werkzeug mit Schwächen in der Bezeichnung der Zubehörteile. Bei dauerhafter Nutzung ein Fall für den Orthopäden. Positiv: Sehr langes Kabel und bei Kurzeinsätzen gut in der Handhabung. Die Kraft des Gerätes ist ausreichend, so kann der Benutzer sich vollends auf die Linienführung bei der Bearbeitung seines Werks konzentrieren.
Das Resümee: Die GOP ist ein Werkzeug, welches keinen rechten Anwendungsbereich hat. Ich kenne keinen, der Styrodurplattenkürzen in der Ausbildung lernt, oder Revisionsschacht schneiden auf den KVA schreibt oder provisorisches Kürzen der Zarge berechnet.
Wenn man den Anwendungsbereich zusammenfassen will, dann lässt sich das am besten unter „Zeitsparen“ subsumieren. Ich will sie nicht mehr missen.
Es sind die kleinen Spezialaufträge für welche es kein spezielles Werkzeug gibt, wo die GOP die Stärken ausspielt. Freilich erfordert es Fantasie und Kreativität, die GOP dann auch sinnvoll anzuwenden, aber wer das Gerät kennt, wird seinen Nutzen schnell erkennen. Wenn mich der Hucker heute fragt, wofür genau das Gerät da ist, sag ich heute: „Für nichts bestimmtes, aber das ist seine Stärke!“
Die GOP, der Zehnkämpfer unter den Blauen. Kein Dauerläufer, kein Kraftmeier, aber immer dann gut, wenn es eigentlich kein Werkzeug gibt!