Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Der Bodenprüflaser GSL 2 Professional - Testbericht

Gelöschter Benutzer
Ehemaliges Mitglied
Der Bodenprüflaser GSL 2 – ein Rohdiamant, viele Ecken aber im Inneren unheimlich wertvoll

Der erste Eindruck:

Es ist wie jedes Mal, man bekommt eine blaue Kiste und macht sie auf. Man schmachtet die hübschen Teile ein paar Minuten an und freut sich über den Zuwachs an Suchtmittel. Danach nimmt man jedes Teil einzeln in die Hand, schaltet an an und aus und wundert sich, dass noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Zwei Linienlaser, welche ein „x“ bilden, zeichnen auf dem gewünschten Nullniveau eine einzige Linie. Steigt der Boden an, werden es zwei, ist der Boden zu tief auch. Es fällt auf, dass die Linien nicht in einem 90° Winkel zueinander stehen, aber dazu später mehr.
Das Hauptgerät macht den typischen Boscheindruck. Wertig, anständiger Schalter, wenn auch etwas ungünstig positioniert und insgesamt eine einfache Bedienung. Die Fernbedienung sieht allerdings nicht so aus, als ob sie einen Sturz aus dem zweiten Stock stand hält. Aber das täuscht vielleicht auch, testen wollte ich es trotzdem nicht. Zur Laserbrille und der Zieltafel muss ich nix sagen, dass sind Produkte, wie sie jeder Hersteller von Baulasern in der Pipeline hat, das ist Standard, punkten kann man damit nicht, aber Bosch verliert hier auch keine Punkte.

Wie es der Zufall so wollte, hat just am Tag des Auspackens ein kleiner Schneefall eingesetzt. Was liegt da näher, den Laser mal draußen aufs Pflaster zu stellen und die Strahlkraft zu testen. Mein Spannemann und ich waren wirklich überwältigt. Der Laserlinie war bei Dunkelheit noch in gut 50m deutlich zu erkennen. Dabei war der Laser noch so schmal, dass man zumindest noch auf den Zentimeter genau arbeiten konnte. Leider ließ sich das mit unserer Fototechnik schlecht einfangen, hier müsst Ihr einfach auf mein Wort vertrauen. Wir haben dann gleich mal mit dem Laser den gepflasterten Boden geprüft und haben tatsächlich die Stellen identifizieren können, in denen sich bei Regen das Wasser sammelt.
Hier zeigte sich aber das erste kleine Manko. Die Infrarotfernbedienung ist nach unserer Ansicht nicht das Mittel der Wahl. Dreht sich der Laser von einem weg, oder man steht auf der Rückseite des Geräts und etwas weiter weg, muss man sich eine Reflexionsfläche suchen, um den Infrarotstrahl zum Sensor zu bekommen. Hat man keine, wird’s schwierig. Hier sollte man vielleicht auf lange Sicht eine andere Sendeart wählen, oder den Empfänger auch rückseitig installieren. Insgesamt hat der GSL 2 den ersten Test ganz gut bestanden.

Die erste Aufgabe:

Wie es halt so ist, unverhofft kommt oft. Der GSL hatte gleich 2 Tage später die Chance sich auszuzeichnen. Zugegebenermaßen nicht in seinem Einsatzgebiet. Nach dem sofort nach dem Schneefall Tauwetter einsetzte, bekamen wir einen Anruf: Eine von uns gebaute Sandplatte hätte zu viel Differenz in der Fläche und sei in Gänze viel zu tief. Das kommt davon, wenn man sich vom Bauherrn treiben lässt und trotz Bedenken bei Frost den Baugrund herrichtet. Ich dachte mir, der Laser kann hier gleich mal sein Können zeigen. Statt mit dem Stab und Rotationslaser über die Platte zu flitzen, könnte ich ja den Bodenprüflaser nutzen.
Aber hier musste ich das erste Mal den Laser traurig wieder einpacken. So gut die Linien bei Dunkelheit zu sehen waren, bei Sonnenschein nützt hier selbst die Laserbrille nichts. Bei Dunkelheit oder Dämmerung wird man den Laser sicher super gebrauchen können, nicht am Tage, wenn die Sonne stark schein. Selbst mit Brille war die Linie maximal 2 m zu sehen. Als Prüfinstrument am Abend nach getaner Arbeit wird er sicher sein Werk tun, nur kann man nicht bis 17 Uhr warten, bis man die Fläche mit dem Richtscheid abzieht. Das passiert ja kontinuierlich. Vielleicht könnte man da eine Laserfarbe nehmen, die sich etwas vom gelben Sand abhebt, rot passt da einfach nicht.
Nun gut, der Laser ist auch gar nicht dafür gemacht, muss man fairerweise sagen. Gleichwohl ist das ein Auftrag an Bosch, hier einen Laser zu entwickeln, der genau diesen Bereich abdeckt. Das Prinzip muss doch auf einen Außenlaser übertragbar sein. Genialer geht’s ja nicht.

Die zweite Aufgabe:

Nachdem der erste Außeneinsatz fehlschlug, verlegten wir den Test ins Innere eines Hauses. Und hier konnte der GSL endlich punkten. In unserem Langzeitprojekt möchte der Bauherr nunmehr den Keller ausbauen. Das Haus ist gute 130 Jahre alt und hat einen schönen Gewölbekeller, der allerdings viel zu niedrig ist. Dank Fundamente bis zum Erdkern kein Problem, alter Boden raus und Unterbeton rein. Wie es halt immer ist, wenn man Mitarbeiter mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Fliege mit dem Rausschippen beauftragt, waren wir plötzlich so tief, dass man noch ein Zwischengeschoß hätte einziehen können. Der Boden war schon weggebracht, aber jede Menge Bauschutt, wie alter Putz und Mörtelreste, sowie kaputte Ziegel waren da. Jetzt hieß es dieses Zeug einbringen, verdichten und auf Höhe bringen. Mit dem Laser kein Problem. Aufgestellt, auf Referenzhöhe eingestellt, einpendeln lassen und los geht‘s. Steht der Laser zu schief, blinkt der Laser und sagt uns damit, dass er nicht einpendeln kann. Innerhalb geschlossener Räume ist der Laser auch sehr gut zu erkennen.
Und plötzlich haben wir auch verstanden, warum die Linien nicht in einem 90° Winkel zueinander stehen. Zumindest bei dieser groben Testung ergab die Distanz zwischen den Linien zugleich die Abweichung von der Referenzhöhe. Bei einem 90° Winkel steigt die Differenz zwischen den Bodenlinien schneller als die Abweichung von der Höhe. Ergo kann man ohne Taschenrechner keine Rückschlüsse treffen. Bosch hat hier offenbar den passenden Winkel gewählt. Wer Lust hat, kann ihn gern mal ausrechnen. Seltsamerweise sagt Bosch in der Bedienungsanleitung nichts dazu. Hier wird zu Differenzhöhenbestimmung immer von der Laserzieltafel gesprochen. Aber die ist mir bei einer großen Fläche mit vielen Unebenheiten einfach zu umständlich.

Die dritte Aufgabe:

Schließlich hatte der GSL auch endlich die Chance, seiner wahren Bestimmung entsprechend zu arbeiten. Und hier, ich nehm es mal vorneweg, hat er geglänzt und für feuchte Augen gesorgt. Nachdem der Unterboden schon mit der Hilfe des Lasers auf ein anständiges Niveau gebracht wurde, sollte der Unterbeton rein. Da die Bedienungsanleitung nicht wirklich auf die Arten der Verwendung eingeht, muss man hier mit dem guten alten Trial and Error Prinzip ran. Aber was soll ich sagen: Da gab es keinen Error. Ich hatte mir die Nutzung ja von Anfang an viel komplizierter vorgestellt, aber auch in diesem Fall ist alles selbsterklärend.
Den Laser sollte man im Raum natürlich so positionieren, dass man, ohne die bearbeitete Fläche zu betreten, an das Gerät heran kommt (logisch!). Danach fertigt man einen Sockel aus Estrichbeton (dann des Gerätes wegen ein Stück Folie drunter, auch das sollte logisch sein) oder was auch immer sich anbietet und zwar so, dass man nach dem Einpendeln mit dem Laser und dem Stellrad die angezeichnete oder im Nachbarraum vorhandene Referenzhöhe anpeilen kann. So weit so einfach... und so fertig! Letztlich war es das. Jetzt fängt man an, wie sonst auch, den Estrich einzubringen und anstatt mit Rotationslaser und Peilstab durch den Raum zu flitzen oder mit der Wasserwaage Höhen zu übernehmen, lässt man den Laser drüber laufen und sieht direkt, ob sich Senken oder Hügel bilden. Dabei ist die Toleranz erstaunlich klein. 1-2 mm sind immer mal drin, aber das sind ja keine Werte. Alle auf der Baustelle haben das kleine Gerät bewundert, gerade weil es eigentlich so einfach ist. Ein kurzzeitig aufgetauchter Estrichprofi war zwar skeptisch, weil er ohne genauso schnell sei, aber genauer wäre er, so zumindest gestand er ein, auch nicht. Ich als nur überschaubar estricherfahrener Fliesenleger und ein absolut indoorunerfahrener Gartenbauer haben den Boden in einer absolut anständigen Qualität hinbekommen. Einbringen, anstampfen, grob auf Höhe bringen, abziehen und dann abreiben. Nach dem Anstampfen kann der Laser einfach mitlaufen. Ein kleines Manko ist, wie schon erwähnt die Bedienung über diese unhandliche Fernbedienung. Hat sich der Laser mal etwas zu weit gedreht, muss man warten, bis der Laser wieder da ist. Vielleicht kann man seinen Arbeitsrhythmus auf die Drehgeschwindigkeit anpassen, aber das ist nicht immer möglich. Vielleicht ließe sich ein Pendelbereich einbauen, quasi wie bei einem Rasensprenger, wo der Laser in einem Kreissegment hin und her fährt. Mein Helfer hatte noch die Idee, die Fernbedienung wie eine Uhr mit einem Armband am Arm zu befestigen. Das ständige Suchen der FB bzw. das in die Hand nehmen und wieder verstauen, hat ihn schon genervt. Das habe ich jetzt nicht so als Problem empfunden, aber der Hinweis ist nicht ganz von der Hand zu weisen, weshalb ich ihn Euch nicht vorenthalten will.
Nicht, dass das jetzt missverstanden wird: Das Gerät wurde nicht für Estrichleger konstruiert. Diese sind mit den möglichen Toleranzen zufrieden und schließen die Baustelle oftmals mit dem Säubern des Reibebretts ab. Dabei gibt es auch richtig gute Trupps, bei denen ich das Gefühl habe, dass in deren Augapfel ein künstlicher Horizont wie im Flugzeug eingebaut ist. Aber auch die können großen Flächen mit dem GSL 2 etwas anfangen. Nämlich dann, wenn parallel an mehreren Stellen der Raum angefangen werden soll.
Wer aber ohnehin nur selten Estriche verlegt und das Endprodukt als Startobjekt für die nächste Lage sieht, ist gut beraten, hier das bisschen Arbeitszeit mit dem GSL 2 zu investieren, um es beim Fliesen- oder Parkettlegen wieder mehrfach zu sparen. Das Endprodukt war über jeden Zweifel erhaben. Der Unterboden war absolut gelungen und stellte trotz unserer überschaubaren Erfahrung so manchen Estrich infrage.

Die vierte Aufgabe:

Schließlich die eigentliche Bestimmung des GSL 2 Professional: Die Bodenprüfung. Hier macht dem Gerät keiner etwas vor. Einmal eingependelt auf Referenzhöhe gebracht, zeigt er einem jede Sünde im Bodenbelag. Da in dem Keller 2 Räume schon länger einen Unterbeton hatten, konnte man prima die Ergebnisse vergleichen und die Schwachstellen herausfinden. Während der konventionell hergestellte Betonboden eine erstaunliche Neigung von über 2 cm auf 4 Metern aufwies, war unser Boden hundertprozentig in Waage. Da dieser Boden als Unterbeton gewollt war, ist das jetzt nicht vorwerfbar, aber gefunden haben wir alle Löcher und Hügel aus einer entspannten Höhe von gut 1,80m.
Hier spielt der GSL 2 in einer eigenen Liga. Wie schon bei der zweiten Aufgabe, kann bei der Überprüfung kein Rotationslaser mit Messstab auch nur annähernd so flächig Auskunft über die Höhen geben. Man folgt mit dem Auge der Linie und jede relevante Höhenabweichung die über 2mm hinaus geht, fällt auf, wie eine Bockwurst in der Punschbowle, weil die Linien auseinander gehen.
Das ist schon fast spacig. Als wenn die Enterprise bei einem Scan mit einer Linie über das fremde Raumschiff geht und komplett alle Informationen erhält. Das sonst übliche über-den-Boden-robben, während man mit einer Zweimeterwasserwaage die Löcher sucht, werde ich ganz sicher nicht vermissen. Meine Knie und mein Rücken sind dankbar über jede Tätigkeit, die ich im Stehen machen kann. Auch wenn manche Fliesenleger angeblich das Problem nicht kennen, die Zeitersparnis werden sie nicht in Abrede stellen können. Ein 24m² Raum ist in wenigen Minuten geprüft und zwar flächig. Dabei mit dem Eimer bei Bedarf sofort Ausgleichmasse verteilt und der Boden ist in wenigen Stunden zum Fliesen bereit.

Fazit:

Der Bodenprüflaser GSL 2 Professionell kann mehr als sein Name suggeriert. Die Prüfung von Böden ist beinahe noch zu profan, als das man hier darüber großartig sprechen müsste. Vielmehr liegt in diesem Gerät noch unheimliches Potential. Durch die flächige Abtastung ist diese Technik eine spitzenmäßige Alternative zu bisherigen Messinstrumenten. Für den Außeneinsatz ist allerdings noch etwas Weiterentwicklung vonnöten, sollte aber von Bosch keinesfalls gescheut werden.

Das ist besonders gut gelungen:
  • Die Technik an sich ist revolutionär und wirklich ein Fortschritt
  • Ob nun gewollt oder nicht, den Winkel der Linien zueinander so zu wählen, dass die Entfernung zwischen den Linien gleichzeitig den Höhenunterschied darstellt, ist geradezu genial.
  • Die Stärke des Lasers, der bei absoluter Dunkelheit auf Schnee noch in 50 m zu sehen ist. Dabei ist er so gut definiert, dass man mit einen guten Auge und nüchtern Höhenunterschiede von 2 mm erkennen kann.
Hier kann noch nachgebessert werden:
  • Der Schalter liegt etwas ungünstig. Vielleicht kann man auch oben einen Druckknopf installieren.
  • Wünschenswert wäre eine Pendelbewegung innerhalb eines wählbaren Kreissegments.
  • Mit einer anderen Laserfarbe und geringer Modifikationen kann man das Gerät möglicherweise außentauglich machen.
Hier muss noch nachgebessert werden:
  • Hier ist ganz klar die Fernbedienung bzw. ihre Sendetechnik zu überdenken.

Der GSL 2 ist ein Gerät, welches sich innovativ weit oberhalb bestehender Werkzeuge aufhält. Als Erster seiner Art hat er freilich noch Luft nach oben, aber für Fliesenleger und Handwerker die Estriche seltener verlegen, ist er bereits jetzt sein Geld wert.

So long,
FliesenRick
1 ANTWORT 1

Stefan_Frisch
Power User 4
Hallo FliesenRick,
vielen Dank für den ausführlichen Testbericht! Hast du vielleicht das ein oder andere Foto von der Baustelle!
Was hälst du eingetlich von der L-Boxx Einlage beim täglichen Einsatz?

Gruß
Stefan