Mitte Januar habe ich mir die Kappsäge GCM 12 GDL Professional gekauft. Sie ist Nachfolger einer Metabo HKM 216 M. Mit der war ich grundsätzlich zufrieden, aber einerseits fehlte es mir zuweilen an Schnittbreite oder Höhe, und andererseits störten mich die nach hinten ausfahrenden Führungen. Ich habe keinen festen Sägeplatz; meine Sägen (auch die über 100 Kg schwere Bandsäge) sind rollbar, und die Metabo durch eine 88,5er Tür zu bugsieren war immer problematisch.
Zur GCM. Das Knicksystem finde ich genial. Insgesamt eine beeindruckende Säge, wenn - ja wenn sie denn vernünftig und dem Sachzweck entsprechend gebaut und ordentlich justiert ausgeliefert werden würde.
Der Drehteller saß so fest, dass man ihn nur mit erheblichem Kraftaufwand bewegen konnte. Die Mutter von dem Lagerbolzen war zu stark angezogen. Also eine Kleinigkeit lösen, und alles läuft gut. Nun erfolgte die Prüfung der Rechtwinkligkeit. Mit dem Ergebnis, dass die Null Grad (entsprechend 90° zum Sägeblatt) nicht Null sondern drei, bzw 87° waren. Bevor ich jetzt angefangen habe das zu korrigieren dachte ich mir, erst einmal den horizontalen Schwenkbereich prüfen. Also den Klemmhebel (Teil 13 laut Anleitung) lösen und den Arm schwenken.
Dachte ich. Aber - klappte nicht, weil ging nicht. Der Hebel ließ sich zwar leicht bewegen; aber nur leicht. Und zwar genau so weit, wie er Spiel auf der Exzenterachse hat. Und nicht einen Millimeter weiter. Also die Welle unter dem Tisch verfolgt und hinter der Säge gelandet. Auch hier des Rätsels Lösung: Die Stellmutter war nicht angezogen, sondern festgeknallt. Nach vorsichtigem Lösen lässt sich der Klemmhebel nun so handhaben, wie es gedacht ist.
Nun habe ich den Arm zu beiden Seiten in die Endstellung gebracht und auch hier die Winkel nachgemessen. Möglicherweise hat man in China andere Messgeräte als hier. Denn nicht ein einziger Winkel hat gestimmt. Nun folgte die Überlegung, ob ich die Säge zurückgebe. Ich habe mich dann entschlossen das nicht zu tun, sondern einen knappen Vormittag geopfert um alle Winkel korrekt einzustellen.
Liebe Fima Bosch - kann, und vor allen Dingen DARF so etwas bei einer Highendsäge sein? Ich verdiene mit der Säge kein Geld. Was macht der Handwerker, der sie im Betrieb einsetzt? Auf den Einstellservice warten? Jeder Maschinenstillstand kostet Geld. Die Säge zurückgeben? Oder Stundenlohn opfern und, wie ich, alles selbst korrekt einstellen? Ein Ruhmesblatt ist so etwas gewiss nicht.
Die Metabosäge hat etwa ein Viertel des Preises der GCM gekostet, und bei ihr war alles korrekt eingestellt - liebes Qualitätsmanagement und liebe Endkontrolle.
So, weiter geht es mit anderen Dingen, die mir bis jetzt aufgefallen sind. Da ist zunächst der hinten offene Schwenkarm. Bekanntlich blasen ja besonders Kappsägen aufgrund Natur der Sache auf das Allerordentlichste Späne und Staub in die Umgebung - trotz des (mehr oder minder rudimentär wirkenden) Absaugrohres am Arm. Steht die Säge an oder nahe der Wand, drückt der Luftstrom, von der Wand abgelenkt, Sägestaub von hinten in den Arm. Ist das so gewollt? Dort, wo die Stellschrauben und die Kurve für die Seitenneigung sind, soll im Laufe der Zeit alles zusauen? Im Gehäuse rechts und links der Öffnung befinden sich zwei Sackbohrungen. Ich habe dort Gewinde hineingeschnitten und eine angepasste Abdeckung angeschraubt. Wozu dienen die Bohrungen? Möglicherweise dazu, eine ursprünglich vielleicht vorgesehene Schutzkappe einzuklipsen? Ich weiß es nicht.
Nächster Kritikpunkt ist der Niederhalter. Die Welle ist zwar im unteren Bereich rautiert damit sie nicht so ohne Weiteres aus der Bohrung rutscht, aber das ist nur die halbe Miete. Sie rutscht trotzdem heraus. Da gehört in die Welle eine Nut eingestochen und außen an der Führung eine Schraube mit Nase, die die Welle auch wirklich hält.
Äußert nervig ist das "Endlosgewinde" des Niederhalters. Er hat zwar hinten an der Welle eine Klemmschraube, was aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Metabo hat hier ein mit Federdruck gehaltenes Gewindesegment, das man per Drücken lösen kann. So lassen sich längere Wege einfachst überbrücken. Auf Youtube kann man sich die lächerlichsten Ersatzlösungen für den serienmäßigen Niederhalter anschauen. Nicht nur abenteuerlich, sondern auch gefährlich im Hinblick auf Betriebssicherheit und Unfallschutz.
Also, liebe Firma Bosch - gedenkt Ihr diesbezüglich etwas zu tun? Für Anwenderidioten seid Ihr natürlich nicht zuständig. Aber man kann durch vernünftig Lösungen solch krude Ideen gar nicht erst aufkommen lassen. Denn: am Ende seid Ihr doch die Dummen, weil im Einzelfall natürlich die Säge, und nicht der Dummkopf, der so etwas macht, im Vordergrund steht. Der wird sich mit Verweis auf die mangelhafte Konstruktion der Fa. Bosch herausziehen, und die Säge schlecht machen.
Schwenkarmverstellung:
Der Arm ist ja nun mal notwendigerweise ein richtiger Trumm. Es ist nicht leicht, einen gewünschten horizontalen Winkel anhand der Skala einzustellen. Mann muss den Arm festhalten, richtig peilen, und dann den Klemmhebel festziehen. Natürlich mag es an mir liegen; aber ich habe es bis jetzt nicht ein Mal geschafft, einen Winkel unterhalb 45° auf Anhieb genau einzustellen.
Für die 22,5 Grad auf der rechten Seite ist ein Rasthebel, analog zum Drehtisch, vorhanden. Warum ist man nicht hergegangen und hat diese Rasterung auf andere Festpositionen erweitert? Z.B. in fünf Grad Schritten. Und das Gleiche für die linke Seite.
Positionierlaser:
Nun ja, Laser an Sägen sind so eine Sache. Der eine hält sie für dummes Zeug und ignoriert sie, der andere nutzt sie. Dem Zimmermann ist es es egal ob der Balken 1 mm länger oder kürzer wird. Dem Schreiner schon nicht mehr. Ich nutze den Laser, um den Riss auf dem Werkstück an die Schnittkante des Blattes zu führen. Die Einstellung bei Auslieferung war so, dass der Laser etwa einen Millimeter links neben dem Schnitt lag. Wenn man sich jetzt die Fummelei zur Lasereinstellung anschaut fragt man sich schon, warum das nicht ab Werk passt. Zumindest beim serienmäßig montiertem Blatt.
Mein bisheriges Fazit: eine absolut tolle Säge, die im Auslieferungsszustand viel Ärger verursacht hat und zahlreiche Nach- und Einstellarbeiten erforderte. Detaillösungen wie Horizontalrasterung der Winkel, einen anwendergerechten Niederhalter sowie ein Staubschutzdeckel für die Rückseite sind für mich wünschenswert.