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Früher war alles Besser - wirklich?

higw65
Power User 4
Es wird mal wieder Zeit für ein Thema von mir.

Über Weihnachten habe ich ja meine Geräte mal ausgiebig inventarisiert und eben auch mal alle noch vorhandenen Rechnungen und Belege zu den Maschinen seit Mitte der 80er zusammengesucht. Hat Einiges an Zeit gekostet...aber ich habe...bis auf wenige Ausnahmen ...mittlerweile recht genau zusammen wann ich welches Gerät wo gekauft habe.

Dabei ist mir aber auch so Einiges aufgefallen.

Es heißt ja immer:

"Früher waren die Geräte besser, haltbarer und Heute wird nur noch China-Schrott verkauft"

Ist das wirklich so? Tja...die Meisten werden diese Frage sofort mit einem Ja beantworten...und ich bin bei einigen sachen auch mal ähnlicher Meinung gewesen.
Sage auch gerne mal, dass die Qualität der heutigen blauen Geräte etwa denen der grünen Geräte aus den Anfängen der 80er Jahre entspricht...und das ist auch gar nicht mal so falsch.

Doch betrachten wir das Ganze mal genauer.

Die eigentliche Wertschätzung für Bosch Blau kommt noch aus Zeiten dafür...aus den 50ern und 60er...bis in die 70er hinein. Damals hat sich Bosch mit den blauen Geräten seinen Namen gemacht. Sie scheinen Unkaputtbar,eben weil da so viele noch von "Opa und Vaddern" Jahrzehntelang in der Werkstatt genutzt worden sind.
Doch sind sie dadurch haltbarer als heutige Maschinen? Definitiv nein!
Sie wurden einfach besser behandelt und es gab nicht die Heutzutage teilweise vorherrschende Meinung..."das ist Bosch blau, die muss das aushalten". Sie wurden gehegt und geplegt und eben auch nicht über ihre Grenzen beansprucht...und wenn doch...und sie sind mal kaputt gegangen, dann wurde nicht der Hersteller dafür verantwortlich gemacht, sondern es wurde eingesehen, dass es eben eigene Schuld war.
Auch wurden oft genutzte Geräte eben auch oft repariert und regelmäßig gewartet. Habe hier Geräte, die haben diverse Reparatur-und Wartungsstempel im Gehäuse, denn damals war es noch der Brauch die Geräte entsprechend zu markieren.

Dann irgendwann hat Bosch ja die Gerätelinien aufgespalten..in rote, beige und dann auch in grüne Geräte. Sehr interessant, wenn man mal die ganze Geschichte betrachtet. Aber das hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen.

Von daher kommen wir zu den 90ern und 2000er. Wie war da die Qualität? Ehrlich gesagt...wenn ich die Menge meiner damaligen Geräte so betrachte...und die angefallenen Reparaturen, dann würde das zu heutiger Zeit zu heftigen Qualitätsdiskussionen führen. Reihenweise defekte Anker und anderer Bauteile bei teilweise grad mal 2 Jahre alten Geräten...und sie wurden nicht wirklich mehr genutzt als Heute und ich habe auch immer schon versucht die Geräte nicht zu überlasten.

Geht auch nicht nur mir so...auch mein Händler kann sich da noch gut dran erinnern.

Von daher und mal die ganze Zeitlinie betrachtet...muss man sagen...Bosch liefert Heute eine Qualität ab, wie sie
lange nicht zu bekommen war...und da zu Preisen die deutlich unter denen der früheren Jahre liegen. Auch würde man keine 3-Jahres-Garantie anbieten, wenn man nicht selbst der Meinung wäre. Die Käufer sind Heute auch nicht mehr bereit noch die Preise von "damals" zu bezahlen. Da wird doch um jeden Euro gefeilscht...und Marketing/Vertrieb kommen manchmal mit Vorgaben und Ideen...wo man sich fragen muss...gibt es überhaupt noch eine Wertschätzung für Qualität? Der Grat auf dem hier gewandert wird...ist sehr sehr schmal. Doch ich bewundere die Leute die dann auch mal sagen..."das kostet so viel und Punkt. Ansonsten wird es nicht produziert."

Klar gibt es Heute auch noch Servicefälle...aber zusammengerechnet sind das deutlich...aber mehr als deutlich weniger als noch vor 20 Jahren. Egal in welchem Gerätebereich.

Von daher muss ich sagen..."Früher war doch nicht Alles besser!"

Gruß GW

P.S. Ach ja...ich habe auch festgestellt, dass mich das Zubehör immer deutlich mehr Geld gekostet hat als die Maschinen...aber das ist ein anderes Thema...und werde ich noch mal gesondert behandeln.
Ich bin nur auf der Durchreise...und die Forensoftware sorgt für eine baldige Weiterreise...
5 ANTWORTEN 5

willyausdemnorden
Power User 4
Moin
Nettes Thema (:)
Früher wars nicht ganz billig sich eben mal Maschinen zu holen wie heute, heute kann gar schon geleast werden. Die waren im Verhältnis recht teuer und weil das so war wurde nur das Nötigste gekauft.
Mein Vater kaufte als erste Dachdeckerfirma im Umkreis (18 Leute) neben einem VW-Transporter 2 neue Flexen und 2 neue Bohrmaschinen, damals hatte die Konkurenz noch keinen Firmenwagen die fuhren mit Moped und Fahhrad zum Bau, statt zu flexen wurde noch behauen und gebohrt wurde mit Brustleiern.
Die beiden neuen Flexen wurden auf 18 Leute verteilt, wer braucht die Flex wann am dringendsten????
Dadurch kamen diese Maschinen auf wahnsinnig viele Betreibsstunden und gingen recht schnell kaputt.
Damals gabs jeden Morgen Maschinentausch, wer braucht heute was?
Da dann keiner sagen konnte die oder die Maschine "ist meine" ging man entsprechend nachlässig damit um.
Heute kommen auf ein Mitarbeiter mind. 3 Flexen mit je einer anderen Scheibe damit nicht gewechselt werden muss.
Und so zog oder zieht es sich mit allen anderen E-Maschinen durch.
Der Ankerwickler und Feimmaschinenbauer der früher noch gut leben konnte ist heute ein Cafe`.
Noch was spez.zu Handkreissägen früher/heute:
Um 180mm zu sägen gabs früher eine 400v Mafell die 50kg wog, mit 2 Mann getragen und auch mit 2 Mann geführt wurde, einer gab Gas und schob, der andere zog und schaute auf den Anriss.
Dazu musste auf dem Bau erstmal der Elektiker kommen wegen 400v Steckdose.
Diese alten 400V Maschinen waren derart grosszügi dimensioniert das sie selbst mit stumpfen Blatt noch einigermassen schnitten und diese uralten Römer laufen heute noch.
HEUTE hat Mafell das mit 240V, Maschine wiegt irgendwo 20kg und man sollte tunlichst stets neue scharfe Blätter verwenden sonst brennt die ruckzuck durch.
Das Gehäuse ist aus Leichtmetallguss, einmal nicht aufpassen ist sie gebrochen.
Hier kann man sagen früher wars besser, oder doch nicht?
Insgesamt betrachtet haben wir aber heute durch die Vielfalt der Maschinen die wir jeden Tag dabei haben weniger Ausfälle als früher, das stimmt schon, nur bezogen auf die Betriebbstunden und Art der Nutzung ist das schwer zu beurteilen.
Gruss Willy



 

kraemerk
Aktives Mitglied 3
Ich habe auch noch Bosch Blaue aus den 80er Jahren und die laufen noch heute - sporadisch. Natürlich wurden sie vergleichsweise wenig benutzt, da ich kein Handwerker bin. Auch habe ich, mit einer Ausnahme und die mit eigener Schuld, auch noch kein Bosch Elektrowerkzeug geschrottet.
ABER!!!
Damals war Bosch ein Systemhersteller, alles passte zusammen und Zubehör war erhältlich. Und es gab dicke Kataloge.
Heute kommt z.B. ein GAS 18V-10 auf dem Markt und es gibt keine Ersatzteile, auch keine Verschleissteile wie Filter. Und man kann wegen inkompatiblen Maßen und fehlenden Adaptern nicht alle blauen und grünen Elektrowerkzeuge absaugen.
Und heute gibt es eine inkompetent gepflegte WEB Seite.
Und früher mussten Geräte und Ersatzteile nicht monatelang um die Welt geschifft werden sondern waren beim (Groß-)Händler vor Ort sofort verfügbar.
Für uns als Kunden ein Ärgernis und für Bosch kein Ruhmesblatt.
Aus meiner Sicht war früher vieles besser!
 
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. - Kurt Tucholsky

higw65
Power User 4
Könnte man im Raum stehen lassen..theoretisch. Aber Du vergisst dabei viele Dinge.

"Früher" gab es Bosch Handenlshäuser und viele größere Händler. Dazu einen überschaubaren Bereich an Ersatzteilen....weil es auch eine überschaubare Anzahl an Maschinentypen gab. Das war bis in die 70er so. Danach gab es plötzlich eine große Vielzahl an Maschinen. Man vergisst ja gerne den ganzen Baubereich oder aber die Stromerzeuger.
Habe lettzes Jahr einige Ersatzteile aufgekauft...Kellerfunde eines alten großen Händlers. Das waren Werte die sich Heute kein Händler mehr hinlegen wird. So wie in der Automobilbranche. Auch da wird nicht mehr Alles gelagert...sondern über Nacht bestellt...aus Zentrallagern.

Auch hat sich Bosch weltweit immer mehr ausgedenht. Daher hat man sich entschlossen den Service zu zentralisieren. Die Ersatzteile wurden früher übrigens auch schon um die Welt geschifft...ebenso wie die Maschinen.

System und Zubehör...ich meine...ich kenne mich ja ein klein wenig aus denke ich...und nein, ich bin mit vielen Dingen nicht immer zufrieden, aber wirkliches Systemzubehör...gab es auch früher nicht. Auch da gab es viele verschiedene Systeme. Mehr noch als Heute. Allein die ganzen Bohreraufnahmen sind schon sehr interessant.

Beim GAS 18V-10 L gibt es die Ersatzteile ja nun auch...

Das mit der Webseite lasse ich mal im Raum stehen und hoffe jetzt schnell auf den neuen Zubehörkatalog. Seit Wochen/Monaten was zu finden im Bereich Zubehör...und auch teilweise Infos zu Maschinen...grausam.

Gruß GW
 
Ich bin nur auf der Durchreise...und die Forensoftware sorgt für eine baldige Weiterreise...

haifisch18
Power User 4
Ich kann jetzt nur von der maschinenbaulich konstruktiven Seite sprechen, da ich zu jung bin um mit Maschinen aus den 70/80ern gearbeitet zu haben:
Damals hat man größere Sicherheiten einberechnet weil die Qualitätsstreuung etwas größer war und man auch nicht so genau berechnen konnte. Das hat dazu geführt, dass Maschinen und Anlagen oft wesentlich mehr konnten als sie können sollten. Da man heute dank Assistenzprogrammen Lager, Motoren, Getriebe u.ä. viel genauer berechnen kann, ist dieser Puffer weg. Jemand, der die Maschinen nicht überlastet, sollte auch heute keine Probleme haben.
Die Sparideen der 90er waren da was anderes, man muss sich nur den Qualitätsverlauf von Opel Fahrzeugen anschauen.

Kataloge/Website sollten wir hier ausklammern, das wird zum aufreger.
Maria, Maria, i like it laut!

mack3457
Treuer Fan
Ich kenne das "Geschrei" aus anderen Bereichen. Aber ich sehe vor allem eines: die Ansprüche und die Erwartungen sind enorm gewachsen, teilweise auf ein Maß, mit dem ich selber nicht gemessen werden wollte. Dass die Geräte mittlerweile sehr viel besser und auch haltbarer geworden sind, geht dabei leicht unter.

Vermutlich hat die Anzahl der Produkte massiv zugenommen, ebenso die Vertriebswege (z.B. Baumärkte, Online-Händler) oder andere zu betreuende Wege wie das Forum oder die Online-Ersatzbestellungen etc.pp.. Natürlich ist es einfacher, einen einzigen Kanal zu betreuen (Bosch -> Händler und Papierkataloge). Aber mit dem heutigen Gesamtpaket bin ich deutlich zufriedener als mit den Möglichkeiten früher.

Dass die Qualität nicht in allen Aspekten mithalten kann, mag zwar bedauerlich sein, aber die Werkzeuge selber empfinde ich immer noch als wesentlicher, um die sich andere Aspekte "zur Not" auch mit geringerer Qualität herumgruppieren dürfen. Natürlich hätte man sagen können, die Markteinführung des GAS 18V-10 L verzögern wir um 5 Monate, weil wir die Ersatzteilseiten noch nicht fertig haben oder noch keine Ersatzteile zur Verfügung haben o.ä., aber ich empfinde die "vorzeitige" Einführung des GAS 18V-10 L immer noch als die bessere Lösung.

Grüße
Thomas