Dieser Beitrag ist das Ergebnis / die Fortführung des Beitrags:
"GSR, GSB oder GDR? - Der richtige Einstieg ins 10,8V-System"
im Forum "Werkzeug & Technik"
GDR 10,8V LI Professional vs GSR 10,8V -2-LI Professional
Vorab einige Dinge zum Verständnis.
Was ich hier von mir gebe resultiert auf meinen eigenen Erfahrungen als Semi-Professioneller Allrounder.
Abhängig von Arbeitsstil, Berufsbild, körperlicher Statur und innerer Einstellung mag so mancher den ein oder anderen Aspekt von einem anderen Blickwinkel sehen und so vielleicht zu einem anderen Ergebnis kommen.
Basis war die Fragestellung über die Schrauber-Geräteeigenschaften in der „blauen“ 10,8V-Klasse. Welcher sollte es denn nun sein? Bzw. wo liegen die tatsächlichen Unterschiede bei Technik und Anwendung. GSR oder GDR, oder alle beide?
Nach der Anschaffung eines so genannten 5-Tool-Set, bestehend aus:
Akkubohrschrauber GSR 10,8-2-LI Professional
Akkudrehschlagschrauber GDR 10,8-LI Professional
Akku-Multi-Cutter GOP 10,8-LI Professional
Akkusäbelsäge GSA 10,8-LI Professional
Akkulampe GLI 10,8-LI Professional
Im Set mit 3 Akkus, Ladegerät, sowie L-BOXX3
soll dieser kurze Überblick ein wenig Licht in`s Dunkel bringen
Eine weitere Variante in diesem „Trio“ ist der Akkuschlagbohrschrauber GSB 10,8-2-LI Professional, der allerdings nicht Bestandteil dieses Tests ist. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen GSR mit zusätzlicher Schlagbohrfunktion.
Einleitung:
Beide Maschinen kommen, ordentlich verpackt, in einer guten Optik und Haptik daher. Auch ist bei beiden die Balance ganz gut getroffen und sie liegen gut und satt in der Hand.
Das Gehäuse ist so gearbeitet das sich bei Bedarf gut Druck ausgeübt werden kann ohne das einem gleich die Hände schmerzen.
Ein besonderes Kaufargument für diese Geräteklasse ist die Tatsache, das Aufgrund der geringen Akkugröße beide Maschinen ohne den so genannten Akkuknubbel auskommen, was bei engen Verhältnissen sehr von Vorteil ist.
Der Bohrschrauber GSR
Über diesen Akkuschrauber ist mittlerweile schon, z.B. im Bosch Forum, viel geschrieben worden, so das ich mir eine längere Abhandlung ersparen möchte.
Daher in Kürze:
„Vorleuchten“, sanft losschrauben und „Gas geben“ funktioniert instinktiv. Die Rückmeldungen der Maschine ist gut und das Arbeitsgeräusch ist angenehm leise.
Die Leistung lässt sich fein dosiert steuern, die Kraftentfaltung ist gut.
Was, im Gegensatz zu Früheren Modellen, leider nicht mehr funktioniert, ist das von Hand verdrehen des Schrauberbits.
Bei Schlitzschrauben (ja so was gibt es noch) muss man mühsam nach der passenden Stellung suchen oder Verrenkungen in Kauf nehmen. Bei meinem alten GSR 9,6 VE mit Schnellspannbohrfutter war dies noch möglich. Beim neuen GSR betätigt man sofort das Bohrfutter.
Auch ist der Druckpunkt zwischen einschalten der Arbeitsbereichausleuchtung und Start des Motors etwas knapp bemessen (siehe IXO). Ein wenig mehr würde das Arbeiten in dunklen Ecken sehr erleichtern.
Die leichtgängige Drehmomenteinstellung ist ausreichend abgestuft, allerdings muss man im ersten Moment den Ausgangspunkt für die Einstellung suchen.
Ein Farbpunkt wäre hier wünschenswert.
Ansonsten eine rundherum gelungene Maschine auf die man auf keinen Fall verzichten sollte.
Kleine Wehmutstropfen muss man allerdings doch in Kauf nehmen. Entgegen der alten Bosch-Gewohnheit zumindest einen Allroundbit im Gehäuse zu integrieren, wurde hier auf jegliche Form der Bitlagerung verzichtet. Das ist sehr schade, denn auch bei dem verfügbaren Gürtelholster ist keine Möglichkeit dafür vorgesehen. Also ab in die Hosentasche (und dann vergessen…). Apropos Gürtelholster. Hier gibt es leider nur einen für die rechte Seite, sprich für Rechtshänder. Linkshänder und Verwender von 2 Maschinen (z.B. zugleich noch GDR) schauen entweder in die Röhre oder müssen sehr gelenkig sein.
Weshalb ich allerdings beim Einlegen des Schraubers in die LBOXX-Einlage jedes Mal den Schrauberbit entnehmen muss ist mir schleierhaft. Da hilft wohl nur eine Feuerzeugoperation, denn Platz genug ist ja vorhanden. Generell bin ich von den Einlagen nicht sonderlich begeistert. Einmal abgesehen von dem sehr dünnen Material, das ja schon nach Rissen schreit, ist der vorhandene Platz sehr schlecht ausgenutzt. Eine durchdachte Einteilung mit ausreichen Platz für das Zubehör wäre sinnvoll. Wenn diese Fächer dann auch noch mit verschließbaren Boxen ausgestattet werden könnten würde auch beim Kippen bzw. Stürzen der LBOXX nicht alles kreuz und quer darin herumfliegen. Beim Schrauber mag das vielleicht noch gehen, bei anderen Werkzeugen, mit weit mehr Zubehör, wie z.B. der GOP, sieht die Sache schon ganz anders aus.
Der Drehschlagschrauber GDR
Auch mit dem Drehschlagschrauber (GDR) lässt sich mit geringer Drehzahl eine kleine Spaxschraube problemlos einschrauben.
Erhöht man allerdings die Drehzahl und der Schlag schaltet sich zu, verschwindet jegliches Feingefühl zeitgleich mit der Schraube.
Ein Tiefversenken und/oder überdrehen bis hin zum Abreißen ist nur mit Reaktionsvermögen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl zu vermeiden.
Das rattern des Schlages allerdings, versetzt einen urplötzlich in die Boxengasse an Vettels Hinterrad, während man mit einer Brachialkraft „das Wasser aus den Schrauben drücken kann“.
Bei Zimmermanns- / Dacharbeiten, sowie beim Schrauben am Auto oder der Landmaschine ist der GDR zuhause. Schrauben, die sich normalerweise noch nicht mal mit Hilfsmittel bewegen lassen, drehen sich bei minimalem Kraftaufwand.
Allerdings kommt hier die Erkenntnis „nach Fest kommt Lose“ des öfteren zum tragen.
Fazit:
Beide Maschinen haben ihre Berechtigung. Der GSR für`s Feine und der GDR für`s Grobe.
Natürlich kann der GSR auch mal `ne dickere Schraube ab und nur weil mal zwei, drei kleinere Spax in`s Holz sollen muss man keinen Ersatz für den GDR herbeiholen.
Beide können auch im Bereich des anderen „wildern“, benötigen dann aber mehr Gefühl, Kraft und Aufmerksamkeit.
Eine Kleinigkeit gefällt beim GDR allerdings besser. Bauartbedingt war es möglich einen LED-Ring zur Ausleuchtung der Arbeitsstelle zu realisieren. Der GSR hat leider nur eine LED im unteren Bereich.
Wer also komplett neu startet kommt am Akkubohrschrauber GSR nicht vorbei.
Er ist die Basis für alle Standardanwendungen.
Der Akkudrehschlagschrauber GDR ist die optimale Ergänzung, nach oben, dazu.
Bei dickeren Schrauben lässt er gewaltig die Muskeln spielen. Im filigraneren Bereich reißt er schon mal gern eine Schraube ab oder überdreht sie. So manche verschwindet auch komplett im Holz.
Sicherlich wird man mit viel Übung auch nur mit dem GDR arbeiten können, wer aber seine Energie lieber ins Werkstück steckt braucht als Basis den GSR.
In wiefern für einen der auf dem GSR aufgebaute Akkuschlagbohrschrauber GSB 10,8 -2- LI Professional in Frage kommt muss jeder selbst entscheiden. Die Möglichkeit „normale“ Löcher in Mauerwerk (Beton nur sehr eingeschränkt) zu bohren erkauft man sich mit einer etwas größeren Gehäuselänge.
Michael
Dieser Test ist auch als PDF-Datei hier downloadbar
www.michael-ruester.de/bosch_gdr_vs_gsr.pdf